Welche Veränderungen die Startups Amorelie, Femtasy und LemonSwan registrieren
Gesichtsmasken und Distanz statt Flirten mit Körperkontakt: Die Corona-Krise hat alles verändert, auch das Dating. Einer aktuellen Studie der Soziologin Barbara Rothmüller zufolge haben 79 Prozent der Befragten die physische Distanzierung verinnerlicht und dementsprechend den Kontakt zu Freund*innen und Bekannten reduziert. Gleichzeitig haben sich besonders sexuelle und romantischen Beziehungen verstärkt, zwei Drittel der Bewohner*innen von Single-Haushalten hingegen fühlten sich nach eigenen Angaben während des Lockdowns einsam. Viele dieser Ergebnisse registrieren auch die Startups der Branche.
“Wo die Liebe ist, da ist ein Weg - auch in Corona-Zeiten”, sagt etwa Sabine Schöler, CEO der Partnervermittlung LemonSwan. Ihrer Ansicht nach bietet die jetzige Situation die Möglichkeit, dass sich Menschen unter völlig neuen Vorzeichen kennenlernen, etwa beim gemeinsamen Kochen per Video-Call bis hin zum Besuch einer digitalen Theateraufführung. LemonSwan registrierte während des Lockdowns laut eigener Angaben einen Nutzerzuwachs in Höhe von 30 Prozent. In einer Umfrage des Unternehmens unter etwa 650 Nutzer*innen gab jede(r) Zweite(r) an, den potenziellen neuen Partner erst länger online kennenlernen zu wollen, bevor ein persönliches Treffen in Frage komme.
Erotische Mittagspausen und ferngesteuerte Spielzeuge
Fast ein Drittel der Nutzer (29 Prozent) will auch während der Verabredung erst einmal Abstand halten, zeigt eine Umfrage von LemonSwan. 13 Prozent trägt Mundschutz und wünscht sich dies auch vom Dating-Gegenüber. Nur jeder Fünfte verabredet sich ebenso wie vor der Pandemie. Beim Thema erster Kuss und Berührungen ist momentan Zurückhaltung angesagt, zumindest für mehr als ein Drittel der Befragten (39 Prozent).
Auch Femtasy, eine Plattform für erotische Hörgeschichten, beobachtet einen “Corona-Effekt”: Im März und April, als die meisten Nutzer*innen im Homeoffice waren, konnte das Startup ein deutliches Mittagshoch von 86 Prozent mehr Logins zwischen 11 und 15 Uhr verzeichnen, besonders beliebt: das Genre Telefonsex, so Nina Julie Lepique, Gründerin und CEO von Femtasy.
Im Kaufverhalten der Kund*innen von Amorelie machten sich die Isolation und die räumliche Trennung in bestimmten Kategorien bemerkbar. “Besonders ferngesteuerte Spielzeuge, die über weite Entfernungen funktionieren, sind aktuell der absolute Bestseller”, erklärt Lina Gralka, Marketingchefin von Amorelie. In dieser Kategorie verzeichne das Unternehmen einen Anstieg von über 50% bei den Verkäufen.
Eine ähnliche Tendenz zeigte sich auch bei Femtasy: 8 von 10 der Nutzer*innen haben die Zeit zuhause für mehr „me time“ genutzt. “Wir glauben, dass die Krise viele dazu gebracht hat, sich ohne Ablenkung mit den eigenen Bedürfnissen auseinanderzusetzen und das wird langfristig auch auf sexueller Ebene für mehr Selbstbestimmtheit und Spaß sorgen”, vermutet Nina Julie Lepique.
Amorelie ist ein Onlineshop für Sex-Spielzeuge, der 2013 von Lea-Sophie Cramer gegründet wurde. Das Berliner Startup hat eine Finanzierungsrunde abgeschlossen und wurde im März 2015 von ProSieben Sat.1 Media SE übernommen. Vor Kurzem hat Amorelie eine eigene Produktlinie auf den Markt gebracht: Amorelie Toys.
Femtasy ist eine Streaming Plattform, die sinnliche Hörgeschichten für Frauen und Paare anbietet. Gegründet wurde das Kölner Startup, das eine Seed Finanzierungsrunde abgeschlossen hat, im Jahr 2018 von Nina Julie Lepique und Michael Holzner.
LemonSwan ist eine Partnervermittlung für Singles, die langfristige Beziehungen suchen. Sie wurde 2017 gegründet, sitzt in Hamburg und zählt mittlerweile 200.000 aktive Mitglieder und beschäftigt 25 Mitarbeiter.