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5 Dinge, die ich nach COVID-19 beibehalte

Die Münchner Gründerin Katharina Mayer, bekannt aus "Die Höhle der Löwen", will die Organisation ihrer Firma künftig stärker digital steuern

Die TV-Sendung “Die Höhle der Löwen” machte sie deutschlandweit bekannt: Kuchentratsch-Gründerin Katharina Mayer. Die Investoren Dagmar Wöhrl und Carsten Maschmeyer zählen zu ihren Fans und gaben der Gründerin eine Start-Finanzierung in Höhe von 100.000 Euro.

Mayer gründete Kuschentratsch 2014, ein soziales Unternehmen aus München, bei dem Senioren Kuchen backen und sich etwas zur Rente dazuverdienen. Diese werden dann zum Beispiel an Cafés oder als Catering für Partys, Hochzeiten und Firmen geliefert. Zu den Kunden zählen Großkonzerne wie der Medienkonzern Bertelsman, der Reiseveranstalter Studiosus und die Hotelkette Steigenberger.

Seit der Anschubfinanzierung der TV-Löwen trägt sich das Startup inzwischen selbst und brachte in der Covid-Krise ein neues Produkt auf den Markt: eigene Backmischungen. Durch die Corona-Krise können sowohl das Backen selbst als auch viele Veranstaltungen der Kuchentratsch-Kunden nicht mehr stattfinden - aber das hat Katharina Mayer und ihr Team zu neuen Ideen inspiriert. Hier erklärt die Gründerin,

1) Einen Plan B haben

Das wichtigste Learning als Gründerin war für mich früh genug neue Ideen auf den Weg zu bringen. Mein Sozialunternehmen Kuchentratsch ist eine Backstube für Omas und Opas, ich beschäftige neben zehn VollzeitmitarbeiterInnen im administrativen Bereich über 50 SeniorInnen in der Backstube. Durchschnittsalter ist hier 71 Jahre. Es war mir klar, dass die Gesundheit und Sicherheit meiner MitarbeiterInnen an erster Stelle steht, deshalb habe ich die Backstube geschlossen. Mittlerweile seit 12 Wochen.

Der komplette Umsatz aus der Kuchenproduktion ist von einem Tag auf den anderen weggebrochen. Unser Riesenglück war es, dass wir letztes Jahr die Idee zu einer Backmischung von Oma mit den besten Rezepten unserer BäckerInnen entwickelt haben. Anfang dieses Jahres ging das Projekt in die heiße Phase und diese Woche hatten wir den Launch. Kuchentratsch-Fans können damit “Oma Helgas Zitronenkuchen” und “Oma Annas Schokokuchen” zuhause ganz einfach nachbacken, in dem sie unsere Fertigbackmischung (kostet 6,99 €) mit Eiern, Butter und Milch vermischen.

So kommt super schnell eine Portion Oma-Liebe auf den Tisch. Dieser neue Zweig ist unsere Rettung, denn wir können das Produkt anbieten, ohne die Gesundheit unserer Mitarbeiter zu gefährden. Trotzdem ist klar, dass wir den Umsatzeinbruch der letzten drei Monate nicht mehr einholen werden. Momentan vertreiben wir die Backmischung über unseren Onlineshop. Ziel ist es aber, sie Supermarktregal zu bekommen, daran arbeiten wir gerade mit Hochdruck. Auch in Zukunft will ich immer einen Plan B in der Tasche haben. Das Einzige, was planbar ist, ist der ständige Wandel.

2) “News von der CEOin” verschicken  

Als mein 12-köpfiges Büroteam ins Homeoffice geschickt wurde habe ich mir überlegt, wie ich ruhig und beständig durch diese Krise führen kann. Ich habe ein wöchentliches Newsletterformat gegründet, "News von der CEOin", um das Teamgefühl zu stärken und unseren "Flurfunk" zu ersetzen. Damit will ich sicherstellen, dass auch im Home Office alle MitarbeiterInnen mitkriegen, woran die KollegInnen gerade arbeiten. Der Newsletter ist immer gleich aufgebaut: Los geht es mit den wichtigsten Infos zur letzten Woche, wie Kennzahlen, Neuigkeiten aus einzelnen Bereichen, große Meilensteine, die erreicht worden sind, wie zum Beispiel der Druck unserer neuen Verpackungen für die Backmischungen.

Dann teile ich immer einen inspirierenden Gedanken der Woche, meist ein Zitat aus einem der Bücher, die ich gelesen habe (mehr dazu bei Punkt 5 zur Morgenroutine). Ganz am Ende liste ich in jedem Newsletter dasselbe auf: unsere Fokusthemen für Kuchentratsch und einen Reminder für Selfcare, also unter anderem Tipps zu gesundem Essen oder regelmäßigem Workout. Den Newsletter will ich auch weiterhin verschicken. Da ich normalerweise sehr viel auf Reisen bin, zum Beispiel um als Speakerin zum Thema Social Startup aufzutreten oder an Veranstaltungen des GründerInnennetzwerks EO teilzunehmen, kriege ich nicht unbedingt jede Woche all meine MitarbeiterInnen zu Gesicht.

3) Digitale Meetings zum Faktenaustausch nutzen

Geschäftstermine, die auf maximal eine Stunde angesetzt sind, will ich auch in Zukunft digital machen. Ich schätze persönliche Treffen sehr und glaube, es gibt eine Energie, die sich nicht ins digitale Übertragen lässt. Dennoch habe ich gemerkt, dass es auch Treffen gibt, bei denen es vor allem um Faktenaustausch geht - und nicht um ein persönliches Kennenlernen oder einen kreativen Flow im Team. Solche Update-Termine will ich in Zukunft nur noch digital durchführen und keine Zeit durch An- und Abreise verlieren.

4) Vorteile von digitalen Vorträgen erkennen

Auch Vorträge lassen sich digital halten: Während Covid habe ich das zum ersten Mal gemacht und war total positiv überrascht, wie gut es funktioniert hat! Das digitale Format hat nämlich auch Vorteile gegenüber dem Analogen: zum Beispiel können ZuhörerInnen im Chatbereich Fragen stellen. So passen Fragen manchmal super direkt während eines Vortragsthemas und nicht erst am Ende. Und ich glaube auch, dass sich mehr schüchterne Menschen getraut haben, Fragen zu stellen. Auch bedeutet digitales Referieren, dass ich nicht mehr nur wegen Terminengpässen aufgrund der Reiseplanung Vorträge absagen muss. Eine schöne Erkenntnis.

5) Morgens lesen, abends meditieren

Eine gute Seite hatte das Ganze auch für mich persönlich: Endlich konnte ich meine Morgen- und Abendroutine durchziehen. Mein Leben ist durch die vielen Termine und Reisen normalerweise durchgetaktet, oft übernachte ich in Hotels. Bei so vollen Tagen fällt meist die Zeit für mich selbst hinten runter. Während Covid-19 habe ich es mir endlich angewöhnt, mir morgens und abends Zeit für mich zu nehmen. Morgens wache ich zwischen 8:00 und 8:30 Uhr natürlich auf, ich stelle mir ohne Termin keinen Wecker. Anschließend lese ich 30 Minuten im Bett. Das Lesen bringt mich auch in meinem Business weiter, die klügsten Gedanken notiere ich mir. Abends habe ich mir angewöhnt eine Viertelstunde lang zu meditieren und immer um dieselbe Uhrzeit ins Bett zu gehen. Das will ich mir unbedingt beibehalten.